Über Alte Rosen

Alte Rosen erkennen und pflegen  Rosenklassen  Das Kreuz mit den Namen  Bestimmung mit Skizzen  Vorurteile über Alte Rosen

Alte Rosen erkennen und pflegen

Die Alten Rosen lassen sich gut durch die Blätter von den modernen und auch Englischen Rosen oder altmodischen Neuzüchtungen unterscheiden. Moderne Rosen haben glänzendes Blattwerk, oft fast wie lackiert, die alten dagegen mattes. Bei den Blüten Alter Rosen gibt kein klares Rot oder Orange. Alle Rottöne sind zumindest ein wenig blaustichig, nur einige wenige blühen gelb. Alle Alten Rosen haben bis auf wenige Ausnahmen einen sehr schönen Duft. Bei nicht blühenden Ausläufern können Alte Rosen leicht mit Wildrosen oder durchgewachsenen Okuliergrundlagen verwechselt werden, weil auch diese matte Blätter haben. Im allgemeinen sind die Blattfieder der Alten Rosen größer, nur 5-7-zählig und das Holz ist meistens weniger bestachelt.

Die Alten Rosen stehen auf eigener Wurzel und können daher auch ohne Schutz harte Winter überstehen und Ausläufer ausbilden. Erwirbt man okulierte Alte Rosen (auf fremder Wurzel, meistens einer Wildrose), so braucht man sie nur mit der Veredelungsstelle 5 cm unter die Oberfläche zu setzen, um sie zur eigenen Wurzelbildung anzuregen.

Die Alten Rosen sind Sträucher, die im Herbst nicht wie moderne Schnittrosen heruntergeschnitten werden dürfen, da sie normalerweise nur am vorjährigen Holz blühen. Überalterte Zweige können unten herausgeschnitten werden. Man sagt den Alten Rosen nach, dass sie anspruchslos sind, sonst hätten sie sich auch nicht über die Zeiten hinweggerettet, in denen sie aus der Mode waren und meist ein Schattendasein fristeten. Trotzdem sind sie wie alle Gartenpflanzen dankbar für guten Boden, Licht, Pflege und Düngung. Ein Nachteil einiger Alten gegenüber den modernen Rosen sind die im Spätsommer oft sehr unansehnlich gewordenen Blätter. Zurück

Rosenklassen

Die Alten Rosen sind (wie auch die modernen) in Klassen aufgeteilt, und zwar eher nicht nach botanischen Merkmalen, sondern nach angenommener Zugehörigkeit. Die Grenze zwischen alten und neuen Rosen wurde 1867 gezogen mit dem Auftauchen einer der ersten Teehybriden "La France". Die Teerosen werden noch für alt angesehen, die aus ihnen hervorgegangenen Teehybriden und alle nachfolgenden als moderne Rosen. Als älteste Klassen gelten die Gallica-, Damaszener- und Albarosen, die schon den Römern bekannt gewesen sein sollen, ohne dass es dafür eindeutige Belege gibt. Sie sind nicht aus unseren europäischen Wildrosen hervorgegangen, sondern aus Vorderasien eingeführt. Gegen Ende des 16. Jh. entstand wahrscheinlich in Holland die Zentifolie. Kurz danach gibt es erste Belege der Frankfurter Rose. Hundert Jahre später erschien die Moosrose als Mutation der Zentifolie. Bis gegen Ende des 18. Jahrh. gab es nur diese Rosenklassen mit 30-40 Sorten, daneben noch die Abkömmlinge der Rosa spinosissima (oder pimpinellifolia, der Dünenrose) und die gefüllte Form der Rosa majalis (des Mairöschens). Dann kamen aus China und Japan neue Rosen hinzu. Sie waren frostempfindlich, aber dauerblühend mit klarem, nicht blaustichigem Rot und einem satten Gelb. Durch Einkreuzungen entstanden die Bourbon-, Portland-, Noisette- und Remontanthybriden. Mit den Teehybriden und ihren Nachfolgern kam eine neue Ära. Mit ihren neuen Farben und dem Dauerblühen drängten sie die alten Sorten in den Hintergrund. Asiatische Wildarten sind die Eltern der meisten Kletterrosen. Zurück

Das Kreuz mit den Namen

Eine große Schwierigkeit bestand für Gerda Nissen in den 1970er Jahren darin, die Rosennamen herauszufinden, überhaupt erst einmal an geeignete Literatur heranzukommen. Es stellte sich bald heraus, dass es nirgends derart eindeutige Beschreibungen gab, dass eine sichere Bestimmung möglich war. Also musste sie in alten Quellen und in- und ausländischer Literatur forschen, um ein befriedigendes Ergebnis zu erzielen. Und doch müssen auch Fragezeichen bleiben. Einer der großen Kenner historischer Rosen, der Engländer G. S. Thomas, hob die große Unsicherheit in der Namensbestimmung hervor. Schon um 1800 herrschte ein ziemliches Namenschaos, das die Gärtner zur Verzweiflung trieb. Informationsübermittlung war schwierig und beschränkt. Es konnte schnell etwas verloren gehen oder verwechselt werden. Im 19. Jh. gab es auch keine Züchtung, wie sie heute betrieben wird, so auch keine Aufzeichnungen über die Eltern einer Sorte oder sie gingen verloren. Dann wurden die Rosen in eine Klasse gesteckt, über die sich häufig streiten lässt. Hier werden erst molekularbiologische Untersuchungen des Erbmaterials Licht ins Dunkel bringen können.

Gerda Nissen hatte damals nur wenige Möglichkeiten, die Rosen in Natura zu vergleichen. Das berühmte Rosarium Sangerhausen lag noch praktisch unzugänglich im anderen Teil Deutschlands. Sie war auf Literatur und Korrespondenz angewiesen, recherchierte über lange Jahre und wurde so zur Rosenexpertin. Es blieb nicht aus, dass es nicht bei allen Rosen Übereinstimmung mit den Rosarien gab. Es muss offen bleiben, wer die besseren Argumente hatte. Das Thema ist und bleibt schwierig. Entweder man verständigt sich auf einen Namen, oder macht es im Fall der Meldorfer Rosen wie die Rosenschule Schütt, wo es einmal die Rosarienrose gibt und eine andere Rose gleichen Namens mit den Zusatz "Mel" dahinter. In unseren Rosenportraits sind die Namengebungen Gerda Nissens beibehalten, aber in Anführungszeichen gesetzt, wenn sie zweifelhaft sind oder sich als wahrscheinlich falsch herausgestellt haben. Hinter dem Namen folgt in Klammern die Nummer im Meldorfer Rosengarten

Das Bedürfnis, gefundene Alte Rosen mit einem historischen Namen zu belegen, wird dadurch begünstigt, dass namenlose Fundrosen in Rosarien kaum oder keine Beachtung finden und das Vergeben eines neuen offiziellen Namens für eine Fundrose an den (für moderne Rosen entwickelten) internationalen Namensregeln für die Rosenzucht scheitert. Waren die Finder unter Rosenleuten nur prominent genug, gingen Fundrosen trotzdem mit neuem Namen in die Listen ein, so Fantin Latour, Rose de Resht, Sissinghurst Castle oder Venusta pendula.  Zurück

Beschreibung und Bestimmung

Pflanzen sind keine statischen Gebilde – sie können, besonders die Alten Rosen, in Wuchs, Blattwerk, Blütengröße und Farbe variieren. Wuchshöhe und Farbintensität können zum einen von der Bodenbeschaffenheit beeinflusst werden. Zum anderen beanspruchen Rosen auch viel Licht, wenn auch nicht unbedingt die pralle Mittagssonne. An einem schattigen oder eingeengten Standort werden sie gezwungen, höher zu wachsen als normal, um sich Licht zu verschaffen. Bei tagelanger starker UV-Einstrahlung verblassen viele Blüten (besonders mit sehr zarten Blütenblättern) sehr schnell und sind oft kaum wiederzuerkennen.

Blatt einer Großen Zentifolie. Links Nebenblatt mit Öhrchen, rechts die fünf Fiederblätter, die zusammen mit der Blattachse das Blatt ausmachen. Streng genommen ist der Teil zwischen Nebenblatt und untersten Fiederblättern der Blattstiel, der nahtlos in die Blattachse übergeht. Die rundlich ovalen Blattfieder der Großen Zentifolie sind deutlich gezähnt.
Die Blätter der Alten Rosen können an ein- und demselben Strauch eine große Variationsbreite aufweisen. Es können immer nur Merkmale angegeben werden, die eher konstant und charakteristisch sind. Zu beachten ist, dass die Anzahl der Fiederblätter an jungen Trieben höher sein kann als an alten. So sind z. B. häufig 7-zählige Blätter an jungen Trieben bei sonst normalerweise 5-zähligen zu beobachten. Bei den Nebenblättern sind nur augenfällige Merkmale erwähnt, sonst lautet die Bemerkung "unauffällig". Junge Triebe sind oft wesentlich stärker bestachelt als alte und häufig rötlich gefärbt. Ist von Drüsen oder bedrüst die Rede, handelt es sich um winzige gestielte, oft rötliche Kügelchen, die z. B. eine Behaarung ersetzen (Lupe!); mit bloßem Auge sind sie allenfalls als dunkle Pünktchen zu erkennen. Bei extrem zahlreichen und langen Drüsen spricht man von Moos. Zurück

Schnittskizze einer gefüllten (linker Teil) und halbgefüllten  Rosenblüte (rechter Teil). 1: Stempel
2:  Staubgefäße (links in Blütenblätter umgewandelt)
3: Blütenblätter (links z. T. zwischen Kelch und Stempel eingeklemmt.)

Gefüllte Blüten entstehen durch Umwandlung der Staubblätter in Blütenblätter. Die Blütenfüllung ist nicht immer konstant. Zum Ende der Blühzeit kann die Blüte z. B. bei einigen Gallicas nur noch wenig gefüllt sein, was Irritationen hervorrufen kann. Es sind dann auch entsprechend mehr Staubblätter vorhanden, da sie nicht in Blütenblätter umgewandelt wurden. Auch die Blütengröße kann variieren, daher sind nur relativ grobe Einteilungen sinnvoll (klein: 4-5 cm, mittel: 6-7 cm, groß: 8-10 cm). Die Blütenfarben werden im Digitalfoto nicht immer befriedigend wiedergegeben. Der Duft einer Rosensorte kann individuell sehr unterschiedlich wahrgenommen werden. Tageszeit und Witterung spielen auch eine große Rolle. Daher wird der Duft subjektiv und nicht detailliert beschrieben. Die Angaben für Kelchform und -beschaffenheit gelten für das Knospen- und Blütenstadium, da sich der Kelch z. B. durch Reifung der Früchte nach der Blüte stark ändern kann. Alte Rosen blühen im allgemeinen nur einmal am vorjährigem Holz, d. h. dass ein im Frühjahr neu entstandener Trieb nicht im Juni schon Blüten hervorbringen kann wie bei modernen Rosen. Das wird nicht jedesmal erwähnt. Vermerkt wird nur, wenn eine zweite oder mehrmalige Blüte erwartet werden kann.

Zu guter Letzt muss noch erwähnt werden, dass es gute Rosenjahre geben kann, d. h. dass die Witterung so günstig ist, dass die Rosen ihre volle Pracht entfalten können, und solche Jahre, in denen alles ins Wasser fällt oder die feinen Blütenblätter regelrecht verbrennen. Auf ungünstiges Wetter scheint auch das bei manchen Rosen gelegentlich zu beobachtende Phänomen zurückzugehen, dass sich in der sich zögernd öffnenden Blüte weitere Blütenknospen bilden, die aber nicht zur Entfaltung kommen ("Durchwachsen" der Blüte, häufig bei Great Western, Päonienrose und Russeliana).  Zurück

Einige Vorurteile über Alte Rosen

Sie taugen nichts, weil sie nur einmal blühen! – Würden Sie Ihren Forsythie oder Ihren Mandelbaum absägen, weil er nur einmal blüht?

Alte Rosen müssen im Herbst gehäufelt und zurückgeschnitten werden! – Alte Rosen sind Sträucher, die am vorjährigen Holz blühen. Sie dürfen also nicht heruntergeschnitten werden, weil sie sonst nicht blühen. Man sollte nur das abgstorbene Holz herausschneiden, bzw. vergreiste Äste kurz überm Boden abschneiden. Anhäufeln ist unnötig, wenn die Rosen (wie fast alle im Meldorfer Rosengarten) auf eigener Wurzel stehen.

Das sind ja wilde Rosen! – Es sind eben keine Wildrosen, sondern historische Zuchtrosen, also die, über die die Alten gedichtet und geschrieben haben und die auf den Blumenstilleben der alten Meister dargestellt sind. Oft werden die vielen Ausläufer gerügt. Wenn man das nicht mag, sollte man Alte Rosen in okulierter Form (auf fremder Wurzel) aus dem Fachhandel beziehen und nicht zu tief pflanzen.

Es gibt kein Scharlachrot. – Dieses Rot taucht, wie viele ins Orange gehende Töne, erst mit den Chinarosen auf. Dafür gibt es aber ein reiches Farbspektrum von weiß bis zum dunkelsten Purpurrot und vor allem einen betörenden Duft, der den Chinarosen und vielen ihrer Abkömmlinge fehlt.

Englische Rosen sind besser! – Nein, nur anders. Sie sind der Versuch, die Eigenschaften moderner Rosen mit den altertümlichen Blütenformen zu kombinieren. Sie sind oft krankheitsanfälliger als die Alten, die mit jedem Parasiten letztendlich fertig werden. Sie haben trotz ordentlicheren Laubwerks oft nicht den Charme der Alten Rosen und wirken vielfach gleichförmig bombastisch. Auch brauchen sie Pflege, können nicht wurzelecht gepflanzt werden und sind für unser Klima nicht immer gut geeignet.

Alte Rosen halten nicht lange in der Vase! – Stimmt. Aber zwei oder drei Tage ist das ganze Zimmer erfüllt von Rosenduft. Dafür reichen nur einige Blüten, und Nachschub gibt es genug! Es gibt allerdings Sorten, die länger halten, z. B. "La Noblesse".

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